Qualles Tagebuch - Fancyfirefly

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Stille Nacht, Heilige Nacht,

Fancyfirefly
Veröffentlicht von Fiamma und Rico · 19 Dezember 2019
ich glaube, dass fällt dieses Jahr aus
 
Fiamma liegt lässig auf der Couch und träumt in den Herbsthimmel. Rico lugt unter der Bank hervor und flüstert, „kommste mal mit raus, wir sollten uns über Weihnachten unterhalten“. Ohne weitere Worte stehen die Beiden auf, nur ein kurzes „Wuff“, damit Herrchen weiß, die Tür gehört geöffnet. Ja wo bleibt er denn? Da schleicht er die Treppen runter, grazil wie ein Flusspferd mit Wasserbauch, gut, dass ich nicht pinkeln muss. Nachdem er uns die Tür geöffnet hat, nicht ohne einen dummen Kommentar abzugeben, „Schon wieder, ihr seid doch erst rein gekommen“, laufen wir in den Garten und suchen uns ein lauschiges Plätzchen am Teich.
 
„Weißt du noch vor fünf Wochen, Qualle, die 4 Katzen und wir, alles war chillig“, meinte ich und schiebe einen kleinen Seufzer hinterher. Mit einem Blick über die Schulter, alles scheint in Ordnung, „Qualle kommt nicht“, flüstert Fiamma zu Rico, „Ist dir denn nicht aufgefallen, dass sie die Wochen zuvor, ein ganz schönes Bäuchlein vor sich hergeschoben hat. War doch klar, dass da was passieren wird“.
 
Was passieren, denk ich mir, das schon, aber sowas. Ich schau den Fischen zu, wie sie ihre Runden drehen. Die haben es schön, denk ich bei mir, jetzt kommt der Winter, der Teich friert zu und da unten himmlische Ruhe. „Erde an Rico, biste eingeschlafen? Für was hast du mich eigentlich vom warmen Sofa geholt?“ Ach ja, Fiamma ist auch noch da, herzlich willkommen in der Realität. „Also das Bäuchlein war für mich erstens, ein ausgewachsener Bauch und zweitens, war der Schuld an der vorgezogenen Bescherung. Und mit Bescherung mein ich auch Bescherung.“ Ich frag mich wie die das so locker sehen kann. „Auf einmal waren da DREI kleine Welpen da und nicht nur das“ meine Stimme überschlägt sich „ihr eigenes Reich haben die, abgesperrt und wir durften da nicht mal rein. Hab mich mal rein gemogelt, hat mich Qualle aber wieder hochkant rausgeschmissen. Sogar angeknurrt hat sie mich mal, sie der kleine Schapendoes, was erlaubt die sich, nur, weil sie uns ein paar Minis in die Kiste gesetzt hat“ Ich muss Luft holen, hätte ich nicht so viel Fell würde ich wahrscheinlich mit knallroten Kopf hier sitzen. Fiamma nutzt meine kleine Hechelpause um meinen Monolog zu unterbrechen. „Reg dich doch nicht auf, die werden grösser und wir werden noch viel Spaß haben“. „Spaß“ rufe ich „Mit Monstern? Ich glaube du hast nicht mitbekommen, dass, wenn die wachsen, auch die Zähne wachsen, die Beine länger werden?“ „Ich bin doch nicht doof, klar habe ich“ Bevor sie weiterreden kann, habe ich schon wieder Fahrt aufgenommen. „Die verfolgen mich mittlerweile und versuchen mit ihren spitzen Zähnen Fleischstücke aus mir rauszureißen. Jeden Tag werden die schneller und frecher und Erziehung haben die auch keine. Jawohl, ich war damals schon wohlerzogen.“ Damit sie die Aussichtslosigkeit unserer Situation erfasst, will ich schon mal einen Ausblick auf unsere schwarze Zukunft geben. „Was ich mitbekommen habe, sind die auch nicht Morgen weg, nee die bleiben, über Weihnachten m i n d e s t e n s. Sie werden, was ich befürchte so schnell weiterwachsen und bald grösser sein als wir, aus ihrer Umzäunung ausbrechen und uns im ganzen Haus verfolgen. Im Garten überall. Mein Futter wird nicht mehr sicher sein, mein Spielzeug klauen sie jetzt schon. Oohh mein Gott, vielleicht müssen auch wir ausziehen.“ Mir wird gerade die Situation bewusst, so ist der Plan, wir sollen vertrieben werden, nicht die kleinen Schapendoes. Verzweiflung breitet sich aus, ich sehe uns beide schon mit Koffern und erhobenen Daumen am Straßenrand stehen und auf einen Viehtransporter warten, der uns mitnimmt. „Komm,“ sage ich „das lassen wir uns nicht gefallen, wer ziehen selber aus, sofort. Sollen die doch schauen, wie sie die Kleinen ohne uns groß kriegen“. Oohh was sehe ich da, Tränen in den Augen von Fiamma, ihr ganzer Körper bebt. Das wollte ich nicht, ich will gerade zu einer Entschuldigung ansetzen, da sehe ich, die weint ja gar nicht, die lacht mich aus. Das sind Lachtränen, man mit dem vielen Fell habe ich das nicht sofort gesehen. Da prustet sie auch schon los „Du, du bist doch bis heute nicht erzogen, Rücksicht existiert in deinem Wortschatz nicht und ...“ bevor sie weiterspricht muss sie sich erst einmal die Tränen aus den Augen wischen „… und die würden dich nie vor die Tür setzen, weil sie wissen, dass du wie ein Bumerang eh’ immer wieder vor der Tür stehen würdest.“ Ich denke kurz über ihre Worte nach. Eine kleine Erleichterung breitet sich in mir aus, muss aber trotzdem noch feststellen, „deine Argumente finde ich doof “, da meint sie nur, „Ja manchmal ist nicht nur die Wahrheit doof, tja Rico…“ den letzten Satz werde ich einfach mal ignorieren, sowas lass ich doch gar nicht an mich ran. Will mich gerade wieder den Fischen widmen, da redet sie auch schon wieder weiter „Jetzt hör mal zu du großer, schwarzer, ach so furchterregender Rüde“ Ist doch gut denke ich mir, ja ich habe es verstanden, man muss doch nicht noch reinbohren. „Atlanta, Alastor und Ajax sind Qualles Welpen und gehören jetzt zur Familie und hier wird Niemand verdrängt. Kannst mir noch folgen?“ Dieser Unterton in der Frage, aber ich halt lieber meine Klappe und hauche ein „Ja“. „Würden die in 9 Wochen grösser sein als du, hätte sich Qualle mit einem Elefanten paaren müssen und das glaube ich irgendwie nicht“. Mittlerweile kaue ich verlegen auf meiner Pfote herum. „Und ohne persönlich werden zu wollen“, wenn sie schon so einen Satz beginnt, wird es wohl sehr persönlich, „Was ich so über dich in deinen ersten Jahren gehört habe, wäre der so ziemlich unpassendste Ausdruck Engel für dich“. Fiamma denkt kurz nach, „Monster, ja, genau das ist mehr als einmal gefallen“. „Das ist doch alles verjährt, Geschichten aus dem letzten Jahrhundert“ werfe ich ein, in der Hoffnung, die Unterhaltung schnell beenden zu können und mich aus dem Staub machen zu können. Ich stemme mich gerade mit den Vorderpfoten in die Höhe „du bleibst da, ich bin noch nicht fertig“ Ich bin ein echter Kerl denk ich mir und werde mir von meiner kleinen Nichte doch nicht sagen lassen, wann ich gehen darf, so weit kommt es noch. Ein Knurren von der Seite. „Ähhm“, stottere ich, „meine Füße sind eingeschlafen, wollte mich nur umlegen“, naja eigentlich habe ich ja noch Zeit, ich bleibe. „Sei doch mal ehrlich, eigentlich willst du es doch nicht anders oder warum springst du immer freiwillig zu den Kleinen rein?“ Ich dreh ihr nur kurz die Augen zu. „Und wer dackelt ihnen immer nach, wenn es nach draußen geht? Wir Zwei oder?“ „Klar wir müssen doch aufpassen“ werfe ich ein. „Wenn sie noch ein paar Tage älter sind, dann wird es erst richtig lustig…“ Während Fiamma redet, man könnte auch dozieren sagen, ich stelle sie mir gerade mit Nickelbrille und so einem komischen Hütchen vor, ordnet sich so einiges in meinem hübschen Köpfchen. Was ist das denn jetzt? Ich spür, ja was? Sehnsucht, nach den kleinen Rackern. Jetzt muss ich nur noch Fiamma charmant zum Schweigen bringen. „Halt jetzt einfach die Klappe, ich habe es kapiert“ Sie schaut mich an, nicht ohne ein „Wirklich“ noch einzustreuen. „Komm, es ist schon dunkel, lass uns reingehen“ Als wir aufstehen und Richtung Haus gehen, können wir schon die Lichter sehen und ich flüstere „Danke, ich weiß jetzt, dass NICHTS ausfallen wird.  Ok, die Stille Nacht wird vielleicht nicht ganz so still, aber bestimmt was ganz Besonderes“
 
Vor der Terrassentür noch ein „Wuff“, sie öffnet sich und wir legen uns Beide mit einem Lächeln auf unsere Couch und schlafen zufrieden ein.
 
 
Euch Allen eine schöne Weihnachtszeit
 
 
Fiamma und Rico



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